Zum Nachdenken
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, denn seine Güte währet ewiglich.
Psalm 136,1
Eines Morgens wachte ich auf und dachte über mein Leben nach. Vor meinem inneren Auge zogen Ereignisse aus der Vergangenheit vorüber, bei denen Gott mich geführt oder bewahrt hatte – was ich manchmal erst viel später erkannte. Auch als ich mir meine gegenwärtige Lebenslage ins Bewusstsein rief, stellte ich fest, dass ich trotz mancher negativer Erfahrungen in der Vergangenheit von Gott reich beschenkt worden bin – beruflich, privat, geistlich. Ein warmer Schauer überströmte mich. Ich empfand tiefe Dankbarkeit und konnte nicht anders, als Gott meinen Dank sofort in einem Gebet mitzuteilen.
Seitdem überlege ich fast jeden Morgen, wofür ich Gott danken kann. Meist fällt mir genug ein, sodass sich ein Gebet automatisch anschließt. Ich muss mich nicht dazu zwingen, es fließt einfach aus mir heraus. Wenn ein Tag in einer solchen Stimmungslage beginnt, fällt es mir leichter, mögliche negative Tageserlebnisse zu verarbeiten.
Kann man Dankbarkeit lernen? Ich glaube, man kann! Interessant ist, dass im Deutschen laut Herkunftswörterbuch das Wort „danken“ zunächst „denken, gedenken“ bedeutete. Erst kommt also das Nachdenken und Reflektieren über das, was ich erlebt habe. Diese Gedanken können zur Dankbarkeit führen, wenn ich offen für Gottes Wirken bin. Der 136. Psalm, dem der heutige Bibeltext entnommen ist, besingt sehr konkret Gottes große Taten für sein Volk.
Gleichzeitig verstärkt sich beim Danken wiederum das Denken an positive Erlebnisse – dadurch kommt ein Kreislauf in Gang, der das Wirken Gottes immer deutlicher sichtbar macht und vor Griesgram bewahrt. Ich kann aufatmen: Gott handelt auch in meinem Leben.
Natürlich widerfährt mir auch manches Schlechte, aber eine dankbare Lebenshaltung bewahrt davor, dass mich dieses Negative dauerhaft beherrscht. So hat sich Paulus gewiss etwas dabei gedacht, als er den Christen in Ephesus schrieb: „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ (Eph 5,20) Er wusste, dass beim Danken das Denken angeregt wird, und zwar in die richtige Richtung – hin zu Gott, der uns alles schenkt, wofür wir dankbar sein können.
von Thomas Lobitz
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung