gedanken

gedanken

Zum Nachdenken

Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen.

5. Mose 8, 10-11 

In Vorbereitung auf eine Erntedankpredigt lief ich mit Stift und Notizheft durch das größte Einkaufszent­rum unserer Kleinstadt. Mein Ziel war es, ein „Land des Überflusses“ bewusst wahrzunehmen. Gleich am Eingang traf ich auf eine große Auswahl an Melonen, Weintrauben, Pfirsichen und weiteren köstlichen Früchten. Eine ähnliche Fülle boten die Stände mit einheimischem und importiertem Gemüse. Ein Stück weiter standen lange Regale, die von unten bis oben mit Konserven gefüllt waren. Der Gang durch den Bereich der Fruchtsäfte faszinierte mich. Schließlich stand ich vor der Nudelabteilung. Dort zählte ich sage und schreibe 240 verschiedene Sorten. An dieser Stel­le kam mir die Frage: „Sind wir noch bei Sinnen, uns so viel in die Regale zu stellen?“ Irgendwann stieß ich auf den Käse. Mit über 600 unterschiedlichen Ange­boten stellte er die Nudeln noch weit in den Schatten. Geradezu erschöpft beendete ich nach 90 Minuten meinen Rundgang durch unser „Land des Überflus­ses“.

Gott hatte seinem Volk zwar keine Einkaufstempel zugesagt, doch versprach er ihnen „ein gutes Land ... darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, ein Land, wo dir nichts mangelt“ (5 Mo 8,7-9).

Man müsste annehmen, dass die Fülle dauerhaft dankbar macht. Leider ist das nicht der Fall. Gott warnte damals sogar sein Volk, ihn ob der Fülle nicht zu vergessen. Diese Gefahr lauert bis heute und viele erliegen ihr. Sehr schnell werden die üppigen Gaben als Ergebnis fleißigen Schaffens verbucht. Das reich­haltige Angebot wird selbstverständlich hingenom­men. Anstatt zu danken, äußert man sich unzufrie­den über das Brot von gestern oder den zu festen Honig. Dieser Geist wirkt leider ansteckend.

Wie können wir diesem Trend entgegenwirken? Entscheide dich, dankbar zu sein. Bleibe doch einmal vor einem Regal stehen und danke Gott für die Viel­falt des Angebots. Erinnere dich zugleich, dass es in diesem Augenblick weltweit Unzählige gibt, die für ein Kilogramm Reis überaus dankbar wären, um sich und ihre Familie zu sättigen.

von Wilfried Krause

© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung

Erntedank32_20191005_122745